Volles Haus bei der unterfränkischen Bezirksversammlung am 31.10.2019

Bezirksversammlung Unterfranken 2019 - Plenum

Wenn im Herbst in Unterfrankens Wäldern die Blätter fallen, sind die Dürreschäden des Sommers schon fast vergessen. Doch viele Laubbäume können im nächsten Frühling nicht mehr austreiben!

Entsprechend besorgt diskutierten die rund 100 Förster aus ganz Unterfranken bei der Bezirksversammlung des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) in Würzburg die unübersehbaren Folgen des Klimawandels für Wald und Forstwirtschaft.

Hubert Feuchter, Bezirksvorsitzender des BDF Unterfranken, freute sich über ein volles Haus bei der unterfränkischen Bezirksversammlung des Bund Deuscher Forstleute. Fast 100 Forstleute konnte Feuchter am 31.10.2019 im Würzburger Hofbräu begrüßen.

Der Bezirksvorsitzende erinnerte dabei daran, dass inzwischen im unterfränkischen Hotspot des Klimawandels auch viele Rotbuchen absterben, die das Waldkleid Frankens in weiten Teilen prägen.

Unterfränkische Förster diskutieren die Folgen für den Wald:
„Unterfranken – Hotspot im Klimawandel

Innenstaatssekretär Gerhard Eck kündigte angesichts der Hitzeschäden in Unterfrankens Wäldern eine politische Initiative der CSU-Fraktion im Landtag an: Als Klimaschutzwald hätte der Wald hier eine ähnliche Bedeutung wie der Schutzwald im Hochgebirge. Der Waldumbau erfordere vor allem mehr Forstfachpersonal in der Praxis. Bei der anstehenden Evaluierung des Körperschaftswald-Paktes sollte daher gefragt werden: „Reicht das Personal für die dürregeplagten Wälder Unterfrankens?“

Um die Bayerischen Staatsforsten in der gegenwärtigen Krisensituation eigenwirtschaftlich autark zu halten, könnte sich Eck eine Entlastung bei den Pensionslasten vorstellen.

Olaf Schmidt, Präsident der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising (LWF) bezeichnete Unterfranken demnach auch als den „Hotspot des Klimawandels“ in Bayern. Im ganzen Freistaat hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur im letzten Jahrhundert von ursprünglich etwa 7,5° C auf inzwischen fast 9° C erhöht. Aber während es im Süden Bayerns durch den Voralpenstau fast doppelt so viel regnet, nähert sich Unterfranken langsam einem Steppenklima. Die Bäume in Unterfranken leiden an fast doppelt so vielen Tagen unter Trockenstress als in Südbayern – und das mit steigender Tendenz.
Ziel ist daher die Walderhaltung als Zukunftsvorsorge, so Schmidt. Der Forstexperte empfiehlt einen Waldumbau in klimastabile Mischbestände mit trockenresistenten Herkünften heimischer Baumarten, aber auch frostharten Alternativen aus Süd- und Osteuropa. Gewinner-Baumarten werden demnach Edelkastanie, Speierling und Flaumeiche sein, während Fichte, Kiefer und Lärche ein immer höheres Risiko haben. Aber: „Waldumbau braucht Zeit, Geld und Personal“, forderte Schmidt.

 

Den Waldbesitzern fehlen aber laut Alfons Schwarzfischer von den Bayerischen Staatsforsten häufig die nötigen Mittel für den Waldumbau. Die Holzerlöse befinden sich durch das viele Schadholz vor allem für den „Brotbaum“ Fichte unter Druck. Die Preise dafür decken manchmal gerade noch die Aufarbeitungskosten. Viele kleinere Waldbesitzer haben aber – anders als die Staatsforsten – keine auskömmlichen Langfristverträge. Sie können das Holz, das sie wegen der Borkenkäfergefahr ernten müssen, oft nur zu ungünstigeren Tagespreisen verkaufen.

 

Ministerialrat Friedrich Nebl vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ging in seinem Grußwort auf die bereits 2017 beschlossene Waldumbauoffensive ein. Seitdem seien im Forstbereich immerhin 50 Stellen neu geschaffen oder von früher geplanten Einsparungen ausgenommen worden. Weitere Stellenmehrungen müssten aber in jedem Doppelhaushalt neu erkämpft werden.

 

Zur Betriebsleitung und -ausführung im Körperschaftswald durch staatliches Personal erinnerte Nebl als zuständiger Personalreferent auf die unveränderte Beschlusslage („Rückgang“). Ein Abweichen von dieser Linie ginge zu Lasten der Beratung und des Waldumbaus. Genaueres könne man erst nach der Evaluierung des KWald-Paktes sagen. Ergebnisse werden im Juni 2020 erwartet.

 

Nebl verwies aber auf die verbesserte Personalsituation der Forstverwaltung: Sowohl 2018 wie auch 2019 wären in der QE3 etwa doppelt so viele Förster eingestellt worden als in den Vorjahren. Auch in der QE4 und – haushaltsmittelabhängig – bei der befristeten Beschäftigung seien die Einstellungszahlen hoch.

Mit Blick auf das umstrittene Traineeprogramm der Bayerischen Staatsforsten appellierte Ministerialrat Nebl an die Innovationsfähigkeit der Förster, sich auch auf ungewohnte Ansätze einzulassen: „Mehr vom Gleichen wird nicht reichen!“. Er rief dazu auf, neue Wege zu gehen, neue Methoden aufzugreifen und die Schwerpunkte richtig zu setzen.

Staatsminister a. D. Eberhard Sinner propagierte die unterfränkischen Eichenwälder als „Kathedralen des Klimaschutzes“, die das Saatgut für die Zukunftswälder lieferten. Wichtig wäre, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass der Waldumbau durch vorausschauende Förster z. B. im Nürnberger Reichswald bereits seit 30 Jahren stattfinde. Dazu gelte es eine entsprechende Kommunikationsstrategie zu entwickeln..

 

 

In der anschließenden Diskussion forderten die unterfränkischen Förster eine ergebnisoffene Evaluierung des KWald-Paktes: Die Entscheidungsfreiheit der Kommunen müsse gewahrt bleiben. Holz als Kohlenstoffspeicher werde immer wichtiger. Weitere Flächenstilllegungen wären daher kontraproduktiv.

 

Im Anschluss an die Diskussion verabschiedete die Versammlung eine Resolution zum Klimanotstand im Wald, die die Politik zum Handeln aufgefordert.

 

Im Rahmen der nachfolgenden Mitgliederversammlung konnte Hubert Feuchter zahlreiche langjährige Mitglieder für ihre Treue zum Verband über 25, 40 oder sogar 50 Jahre ehren. Hans-Georg Ortmann aus Zeil konnte er sogar die Ehrennadel für 60 Jahre Mitgliedschaft im BDF überreichen.

 

Neuer Bezirksvorstand und BDF-Vorstand (von links):
Matthias Schlund (stellv. Bezirksvorsitzender), xx, Tobias (stellv. Landesvorsitzender BDF Bayern), Andreas Leyrer, xx, xx, xx, xxin, xx, Gunther Hahner (Ruhestandsvertreter), Thorsten Niebler (E-Mail-Verteiler – soziale Medien), Bernd Lauterbach (Landesvorsitzender BDF Bayern), Frank Dauven (BaySf-Kreisvorsitzender Unterfranken West), Hubert Feuchter (Bezirksvorsitzender)

 

Bei der Wahl des Bezirksvorstandes wurden die bisherigen Bezirksvorsitzenden Hubert Feuchter und Matthias Schlund einstimmig in ihrem Amt bestätigt – ein deutliches Zeichen der Anerkennung aus den Reihen der Mitglieder für ihre engagierte Arbeit.

Thomas Vikar wurde als gleichberechtigter dritter Bezirksvorsitzender für die Angestellten der Bayerischen Staatsforsten neu gewählt.