Treffen mit MdEP Ulrike Müller von den Freien Wählern
Ulrike Müller (FW): Keine weiteren großflächigen Stilllegungen in Bayern sinnvoll
Die Europaabgeordnete Ulrike Müller (2.v.l). positionierte sich in einem Gespräch mit dem BDF klar für mehr Personal in Forstverwaltung und BaySF. Sie möchte sich für die Möglichkeit einer Verbeamtung in den BaySF einsetzen. Last but not Least setzt sie sich für eine aktive Bewirtschaftung aller Wälder ein. Sie kandidiert nun für den Bayerischen Landtag.

v.l.: BDF-Landesredakteur Robert Nörr; Ulrike Müller, Abgeordnete des Europäischen Parlaments; Landesvorsitzender Bernd Lauterbach und Stellv. Landesvorsitzender Klaus Schreiber Bild © Petra Müller
MdEP Ulrike Müller fordert Wiederverbeamtung
„Als agrar- und forstpolitische Sprecherin der drittgrößten Fraktion, als Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie als Stellvertreterin des Ausschusses für Umweltfragen, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europaparlaments konnte ich die Interessen einer aktiven Forstwirtschaft intensiv in die Europapolitik einbringen und Fehlentwicklungen verhindern,“ machte die Europaabgeordnete Ulrike Müller von den Freien Wählern bei einem Gespräch mit dem BDF deutlich. Trotz des zeitlich sehr fordernden Wahlkampfes – Ulrike Müller kandidiert nach 2008 erneut für die Freien Wähler im Bayerischen Landtag – nahm sie sich Zeit für ein längeres Gespräch mit dem BDF. Wir als Berufsverband versuchen mit unseren vielen Gesprächen, die Akzeptanz für die Waldbewirtschaftung auf der europäischen Ebene zu erhalten, die teilweise massiv in Frage gestellt wird. Aber auch bayerische Themen kommen nicht zu kurz.
Müller: Plädoyer für eine aktive Waldwirtschaft
Ulrike Müller, selbst Waldbesitzerin in Schwaben und intensive Kennerin der bayerischen Forstwirtschaft und forstpolitische Sprecherin im Europäischen Parlament, positionierte sich klar gegen weitere großflächige Stilllegungen und für eine aktive Bewirtschaftung aller Wälder, für eine intensivere Waldpflege und einen verstärkten Waldumbau. Die Jagd und die Waldbewirtschaftung müssen im Einklang stehen.
Müller: Mehr Personal zwingend erforderlich
In Bayern sieht sie die Notwendigkeit, die privaten Waldbesitzer viel stärker zu mobilisieren, damit der Wald zukunftsfähig gepflegt und umgebaut wird. Dazu brauche die Forstverwaltung deutlich mehr Forstleute, um die Privatwaldberatung zu intensivieren. Aber auch für die Bewirtschaftung des Staatswaldes brauche es viel mehr Personal in der Fläche, Waldarbeiter wie Förster. Betroffen zeigte sie sich über den massiven Personalabbau von 44 % oder 3044 Stellen im öffentlichen Forstbereich seit 1993. Sie bewertete die BDF-Wahlforderungen nach einer rascheren Umsetzung der Waldumbauoffensive 2030 in der Forstverwaltung (100 zusätzliche Forstleute schon bis 2025) sowie nach der Bereitstellung der notwendigen Finanzmittel für 100 neue Förster und 200 zusätzliche Waldarbeiter in den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) als „sehr bescheiden“. Der stellvertretende Ministerpräsident und Vorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, hatte in der letzten Landesversammlung des BDF von einer Verdoppelung der BaySF-Revierzahlen gesprochen. Beim letzten Treffen mit dem BDF am 18.07.23 betonte er zudem die Notwendigkeit einer Stellenmehrung in „ganz anderen Größenordnungen“ als die in der Waldumbauoffensive 2030 beschlossenen 200 Stellen für die Forstverwaltung bis 2030.
Müller: Wiederverbeamtung gefordert
Eine Wiederverbeamtung in den BaySF solle laut Ulrike Müller umgehend angegangen werden, um qualifiziertes Personal zu bekommen und zu halten. Im Tarifbereich sollten die Möglichkeiten ausgeschöpft werden, eine attraktivere Bezahlung zu erreichen.
Eine Ausweitung der forstlichen Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit sowie des Dialogs mit der Gesellschaft sind ihr ein ganz persönliches Anliegen. Die Forstwirtschaft müsse proaktiv werden, um die Akzeptanz für die Bewirtschaftung der Wälder in der Gesellschaft zu erhalten. Es sei völlig klar, dass hierfür mehr personelle Ressourcen vom Staat beschlossen werden müssen.
Ihre Positionen lagen so nahe bei denen des BDF, dass sich die Diskussionen vor allem um Detailfragen drehten. Sie versprach sehr glaubwürdig, all diese Punkte als Forderungen in einen Koalitionsvertrag einzubringen.
Europas Einfluss auf die Forstwirtschaft
Der Einfluss von Europa auf die Forstwirtschaft steigt nach Ansicht der Europaabgeordneten. So betreffen 40 Verordnungen im Green Deal die Forstwirtschaft. Müller erläuterte u.a.:
- Sie habe sich sehr auf europäischer Ebene für die Einstufung der Holzenergie als „nachhaltige Energie“ eingesetzt.
- Gegen die Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten habe sie gestimmt, da sich deutsche Unternehmen sonst von den Märkten verabschieden müssten, in denen die Lieferketten nicht eingehalten werden können.
- Die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur sehe großflächige Stilllegungen in alle Waldbesitzarten vor, die sie versucht hatte zu verhindern.
- Der Beitrag des Landnutzungssektor zur Erreichung der Klimaziele sei unrealistisch hoch. Schon die von Deutschland vorgeschlagenen CO2-Speichervorgaben wären mehr als „ambitioniert“, wurden aber durch das Europaparlament noch erhöht. Auch hier hatte sie sehr viele Gespräche geführt…
Generell habe sie sich dafür eingesetzt, dass aufgrund der völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen innerhalb Europas die konkrete Umsetzung von Vorgaben durch die Regionen selbst erfolgt. Einheitliche Regelungen seien zum Scheitern verurteilt. Und abschließend: „Wir müssen von pauschalen Verboten wegkommen und wieder die Deutungshoheit über den Wald und die Forstwirtschaft zurückerlangen.“ Dem ist aus Sicht des BDF nichts hinzuzufügen…