BDF-Kreisgruppe Fichtelgebirge 2024
Exkursion in den Frankenwald – Pioniere wider Willen
📷 Die Kreisgruppe Fichtelgebirge besichtigt den Wiederbewaldungsparcours © Rico Schädler
Exkursion der Kreisgruppe Fichtelgebirge
Am 10. September 2024 begab sich die Kreisgruppe Fichtelgebirge und weitere interessierte BDF-Mitglieder auf den Weg in den Frankenwald. Das Thema der Exkursion war „Wiederbewaldung im Frankenwald – Pioniere wider Willen“.
Trotz allem kräftezehrenden Katastrophenmanagement der letzten Jahre waren Armin Hanke (AELF Coburg-Kulmbach, Revier Wilhelmsthal) und Christian Goldammer (Forstbetrieb Rothenkirchen, Revier Tettau) gerne bereit, als Exkursionsleiter zur Verfügung zu stehen. Unterstützt wurden sie von Rico Schädler, der bei der Forstverwaltung eine Stelle im Rahmen der Waldumbauoffensive innehat.
📷 Die Situation im Frankenwald bewegt die Forstgemüter © Leander Müller
Seit 2018 waren die Temperaturen im Frankenwald überdurchschnittlich hoch, und es gab weniger Niederschlag während der Vegetationszeit. Hinzu kommt, dass die Böden sehr skelettreich sind und das Wasser nur schlecht zurückhalten können. Dies führte insbesondere bei den Fichten zu Trockenstress und in der Folge zu einer massiven Borkenkäferkalamität.
Waldumbauparcours
📷 Armin Hanke erläutert die Ausgangssituation am Waldumbauparcours © Leander Müller
Der erste Exkursionspunkt war ein vom AELF Coburg-Kulmbach extra angelegter Waldumbauparcours. Der Wiederbewaldungsparcours an der Heeresstraße soll den Waldbesitzenden verschiedene Möglichkeiten der Wiederbewaldung von Schadflächen aufzeigen.
Die einzelnen Parzellen zeigen Pflanzungen oder Saaten unterschiedlicher Intensität der Bearbeitung und zudem mit verschiedenen Schutzmöglichkeiten gegen Wildverbiss. Im Parcours mittig gelegen gibt es Nullflächen, welche die natürliche Entwicklung zeigen.
Vor jeder Parzelle befindet sich ein Schild, von dem die Baumarten, Pflanzverbände und weitere Informationen abgelesen werden können.
Wer noch mehr wissen möchte, kann einen QR-Code scannen oder dem Link folgen:
📷 Forstlicher Meinungsaustausch © Ruth Müller
📷 Einzelschutz aus Holz – da gibt es Optimierungsbedarf © Leander Müller
Neben der bisherigen Entwicklung der gepflanzten Baumarten (u. a. Eiche, Tanne, Selber Höhenkiefer und Rotbuche) konnten sich die Teilnehmer auch ein Bild über die Standhaftigkeit der verschiedenen Einzelschutzvarianten aus Holz machen.
Dieser kostet bis zu 10 Euro pro Stück und ist eigentlich sinnvoll, um Plastikeintrag in den Wald zu vermeiden. Allerdings war festzustellen, dass hier wohl von Seiten der Hersteller noch optimiert werden muss. Mit der Witterung im Frankenwald, insbesondere dem starken Wind auf der Freifläche, haben die Schutzhüllen deutlich zu kämpfen. Die Mäuseproblematik hingegen hielt sich trotz der Freiflächensituation zum Glück in Grenzen.
Saaten – mit mehr Mineralbodenanschluss
An einem weiteren Exkursionspunkt stellte uns Christian Goldammer verschiedene Saatflächen vor. Ein Weinbergschlepper mit Fräse war hier im Einsatz. Gesät wurden Lärche, Tanne, Buche und Fichte in Mischung, insgesamt 8 kg Saatgut pro Hektar. Für die Zukunft ist geplant, die Mischung ohne Schattbaumarten zu gestalten und stattdessen Kiefer und Linde zu beteiligen. Außerdem soll auf das Scheibeneggenprinzip umgestellt werden, um den Rohbodenanschluss zu verbessern.
📷 Wiederbewaldungsparcours Heeresstraße © Ruth Müller
📷 Rico Schädler erläutert seine Tätigkeit im Rahmen der Waldumbauoffensive © Leander Müller
Aufgrund der Vorbestockung aus meist reiner Fichte ist oft eine hohe Humus-Auflage vorhanden, die es erschwert, an den Mineralboden heran zu kommen. Da die Hälfte des Fichtenvorrats im Revier aufgrund des Borkenkäferbefalls innerhalb kurzer Zeit entnommen werden musste, haben noch kaum Umsetzungsprozesse stattgefunden.
Ein Wunsch ist es, die begehrte Selber Höhenkiefer vermehrt zu berücksichtigen. An dieses Saatgut zu kommen, stellte sich bisher als schwierig dar. Wie praktisch war es da, dass auch Forstleute des Forstbetriebes Selb teilnahmen. Denn so konnten auf dem kurzen Dienstweg sofort Möglichkeiten gefunden werden.
Des Weiteren konnte auf Bayerns größter Freifläche im Privatwald eine Birkenmischsaat im zweiten Jahr besichtigt werden, die sich sehr positiv entwickelt.
Am letzten Exkursionspunkt gab es eine einjährige Roteichensaat des Forstbetriebes Rothenkirchen zu sehen.
250 kg Eicheln pro Hektar zeigten hier einen wirklich hohen Auflauferfolg. Ursprünglich wurde die Rotbuche als Beimischung beteiligt – nach einem Spätfrostereignis fiel diese jedoch flächig aus. Weitere Eichen-Saaten sind in Planung.
📷 Viele Förster – viele Meinungen © Leander Müller
📷 Ein Teil der Exkursionsteilnehmer von oben… © BDF
Hohe persönliche Belastung
Insgesamt wäre durch die Kalamitätssituation ein radikaler Waldumbau in kurzer Zeit möglich, erklärte uns Christian Goldammer. Er beschrieb, wie in Hochzeiten bis zu zehn Harvester gleichzeitig in seinem Revier unterwegs waren und tausende von Festmeter Fichte dem Buchdrucker zum Opfer fielen. Das alles durchzustehen und trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken ist nicht leicht. Die guten Ergebnisse der Saat stimmen jedoch hoffnungsvoll.
Danke
Das Feedback für die Exkursionsleiter war durchweg positiv. Besonders schön waren die gemeinsame Diskussion und der Austausch aller Forstleute von verschiedenen Institutionen. Auch der forstliche Nachwuchs nutze die Gelegenheit, dabei zu sein.
Vom Wirt der Frankenwaldhütte wurden wir im Anschluss herzlich empfangen und mit Bratwürsten, Steaks und Getränken versorgt. Beim BDF bedanken wir uns für die Finanzierung!
📷 Herzlichen Dank an die Exkursionsleiter: Armin Hanke; Christian Goldammer; Rico Schädler; Ruth Müller(Bezirksvorsitzende Oberfranken) (v.l.n.r.) © Leander Müller BDF
Ruth Müller